Bis ins 18. Jahrhundert wurden Geisteskranke von den Gesunden isoliert und in Zuchthäusern, Gefängnissen oder Armen- und Siechenhäusern wie Tiere gehalten. Die Errichtung des "Narrenturms" im Wiener Allgemeinen Krankenhaus unter Josef II. markierte 1784 den Beginn der eigentlichen "Irrenfürsorge" in Österreich. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich die Auffassung von "Irrsinn" als Krankheit durchzusetzen.
Die Eröffnung der Niederösterreichischen Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke "Am Steinhof" im Jahr 1907 trug dem stetigen Bevölkerungszuwachs Wiens und den damit verbundenen Unterbringungsproblemen Rechnung. Es handelte sich um die damals größte und modernste Heil- und Pflegeanstalt Europas. Sie war unter Mitwirkung des Architekten Otto Wagner für eine Gesamtkapazität von 2.200 Betten errichtet worden und umfasste neben 34 Krankenpavillons (Heilanstalt, Pflegeanstalt, Sanatorium) ein eigenes Gesellschaftshaus (Theater) und eine Anstaltskirche. Auf dem insgesamt 1,43 km² großen Gelände befand sich auch ein landwirtschaftlicher Betrieb zur Eigenversorgung. Mit der zentralen Verwahrung von psychisch Kranken in einer Großanstalt am Stadtrand Wiens wurde jedoch trotz vieler neuer Ansätze das Prinzip der gesellschaftlichen Ausgrenzung beibehalten.
Während des Ersten Weltkrieges fielen an die 2.800 AnstaltsinsassInnen der dramatischen Nahrungsmittelknappheit und Infektionskrankheiten zum Opfer. In den zwanziger Jahren blieb der Steinhof von den Reformen des Roten Wien nicht unberührt. So wurde in der nunmehrigen Heil- und Pflegeanstalt der Stadt Wien 1922 die erste österreichische Trinkerheilstätte gegründet und das Sanatorium für reiche PrivatpatientInnen in eine öffentliche Lungenheilstätte zur Tuberkulosebehandlung umgewandelt.